manchmal fliegen meine Hände davon

behindert. behindert, behindert, behindert
ich streiche das Wort wieder durch
lege es mir orientierungslos in den Mund
auf die Zunge
fast ein wenig zu groß für einen einzelnen Bissen
es erinnert mich zunächst an ein Vesperbrot
eines, das zu lange, Tage vielleicht in der Brotdose lag
schimmelt noch nicht
aber schon lange eine Mahlzeit zweiter, dritter, vierter Klasse
die niemand mehr essen wird
durch meinen Speichel zersetzt, wird es weicher und weniger bitter
beginnt beinah süßlich zu schmecken
ich fange an zu kauen
zermalme die Buchstaben zwischen meinen Backenzähnen
schlucke ihre Masse, verschlucke mich fast
soll doch mein Magen schauen
wie er behindert verdaut.

mein Magen nimmt sich der Sache an
ich rechne mit Übelkeit
die ausbleibt
ein leises Grummeln stattdessen
er will mehr
ich schiebe mir die Zettel mit den Diagnosen zwischen die Zähne
und zwei, drei Wikipedia-Seiten und ein Fachbuch hinterher
leichte Kost, so wichtig
und dann würge ich doch
man stellt mir einen Eimer hin
jemand kocht Tee
und reicht mir einen harmlosen Lyrikband
weil der Zwieback alle ist.

ich blicke auf die Misere im Eimer
zu schnell zu viel gewollt
ich schütte es weg
die Buchstaben schwimmen oben in der Kloschüssel
gänzlich unverdaut
offenbar doch unzerkaut
zweifle kurz an meinem Mundwerk
an meinen Magensäften, die sie ohne Schaden davonkommen ließen
starre auf die Lettern

wie sie dümpeln
drücke die Spülung
erwarte, sie in einem Wirbel
aus Wasserstrudeln in der Kanalisation verschwinden zu sehen
doch als das Wasser wieder stillsteht
treiben sie noch immer an der Oberfläche
auch nach dem zweiten Spülversuch
ich fische die Buchstaben also heraus
Ekel überwindend, alles in mir sträubt sich
ich wasche die Buchstaben im Waschbecken ab
lege sie auf ein Handtuch auf der Fensterbank
und schaue ihnen beim Trocknen zu.

nass wie trocken sehen sie gleich aus
ich ordne sie an in ihrer ursprünglichen Form
und lasse sie liegen
ihre Blicke scheinen mich zu verfolgen
selbst wenn ich die Wohnung verlasse
spüre ich sie auf mir
ich wusste bisher nicht, dass Worte Augen haben können.

ich versuche die Blicke zu ignorieren, zu vergessen
nach einigen Tagen ergebe ich mich
ich nehme behindert von der Fensterbank
setze das Wort vorsichtig aufs Sofa
wo es einsinkt, so gewichtig
setze mich daneben
nur die Bedeutung zwischen uns
ich nähere mich ihm an
vorsichtiger dieses Mal, sachter
erzähl mir von dir
flüstere ich schließlich
und beginne.

es war einmal das Kind, das ich war
schweigsam bis es zwei war
zu viele Worte mit sieben
aber zurückhaltend, so sind Mädchen eben
schön, dass das Kind so viel liest
und so viele Interessen hat
wie gewissenhaft es ist
beeindruckend seine Auffassungsgabe
wir verstehen wirklich nicht, wieso es ständig ausrastet in der Schule
vielleicht unterfordert
nein, zusätzliche Förderung können wir leider nicht leisten
also liest das Kind im Unterricht die Schulbibliothek aus.


dann spielt es Theater
Mensch, toll
und fällt dir das Textlernen schwer
magst du es in verschiedene Rollen zu schlüpfen
das Kind verneint und bejaht und schweigt
über all seine Rollen
für die es kein Script gibt
so sehr es auch sucht
für das Mädchen, das es sein soll
es verweiblicht sich
so gut es geht
bis auf weiteres
Drag Queen seiner selbst


to all those talented yet academically underperforming theatre kids
how’s your AuDHD diagnosis going

blinkt es mir auf Instagram entgegen
like!
ich wünschte, ich wäre nie Drag Queen gewesen
nie Rollen über die Stücke hinaus
nicht überall dieser Versuch eines Menschen
der für die anderen passt
angepasst, Sinn ergibt
dazugehört, doch nie dazugehört
immer veranderst vom außen
verzweifelt von innen
ich wünschte, ich hätte gewusst
warum.


stattdessen Fehlverdachtsdiagnosen, Komorbiditäten
Depression, Panikattacken, Zusammenbrüche
Fachpersonal, das sieht und nicht sieht, nicht sehen will
vermeintliche Mädchen, Frauen sind am ehesten Borderlinerinnen
über diese Borderline blicken wir lieber nicht hinaus
man könnte ja mehr sehen als den eigenen Horizont
wenn es was anderes wäre
das wäre doch schon viel früher aufgefallen
außerdem sind nur kleine cis Jungs betroffen
das verwächst sich
bei Erwachsenen fällt es gar nicht mehr so ins Gewicht
die lernen damit umzugehen
außer die schweren Fälle, naja.


ich frage mich, was schwere Fälle sind
bin ich ein schwerer Fall
nein, sagt der Therapeut
Sie machen das ja gut (ich bezweifle das)
Sie kommen ja zurecht (ich verneine das)
aber Ihr Erleben Ihres Lebens lässt sich klar zuordnen
spektrenartig
Ihre Diagnosen sind uneindeutig eindeutig
wären Sie ein Junge, reichte die Punktzahl nicht aus
doch in Ihrem Fall
herzlichen Glückwunsch
Sie waren hiermit schon immer behindert.


ich höre meine Mutter nie über mich sagen
dass ich behindert bin
mein Kind ist autistisch, sagt sie
und ADHS, beides spätdiagnostiziert
ja im Nachhinein hätte man es wohl schon wissen können
jetzt in Retrospektive
nachher ist man immer schlauer
sie verneint es auch nicht
dass ich behindert bin
doch kommt ihr das Wort in Bezug auf mich
nie über die Lippen.


manchmal lässt mich das fragen
ob ich behindert genug bin
wenn andere den Begriff für mich meiden
finden sie mich eben nicht behindert genug
weil man es nicht sieht
kein Rollstuhl, Hörgerät, Langstock
keine Trisomie und keine Spastik
nur ADHS, nur Autismus.


nur immerzu alle Eindrücke einer ganzen Welt, jede Stimme, jeder Windhauch, jeder winzige Bauchschmerz, jedes Hupen, jeder Abgasgeruch, jedes Vogelzwitschern, jedes Hundegebell, jeder Hundebesitzerin, jeder Geschmack vom letzten Snack, jeder Spritzer Parfüm, den Entgegenkommende tragen, jede kleine Verletzung, bis sie verheilt ist, jede quietschende Zugbremse, jedes summende Insekt, jedes Wasserglitzern, jedes Klimpern meiner Wimpern, wenn sonst alles still ist, jeder nächtliche Schattentanz auf Gehwegplatten, jede duftende Blüte, jede Kleinigkeit, die sich seit dem letzten Mal verändert hat, jeder Sonnenstrahl, jede Gesichtspartie, wo die Sonnenbrille aufliegt, jedes Kleidungsstück, jedes Geräusch dieser Kleidungsstücke, jede Körperstelle, die deine bei unserer Umarmung berührt, jede Emotionswelle.


jedes Gefühl, das in den letzten Stunden präsent war
immerzu als Ahnung unter der Oberfläche
jederzeit bereit hervorzubrechen, weil irgendein Reiz es herausfordert
manchmal Secondhand-Gefühle, die andere fühlen
und mir unter die Haut kriechen, als wäre sie zu dünn
so durchlässig, als wäre Emotionsosmose ein normaler Prozess für sie
und dann fühle ich fremde Trauer, Wut, Angst, Verzweiflung. als wären sie meine eigenen
und weiß nicht, was ich eigentlich selbst fühle.


ich weiß oft nicht, ob ich hungrig bin oder mir zu warm ist
ich finde es meist nur durch Ausprobieren heraus
ich weiß genau und jederzeit, wo meine Socken enden
aber zu oft nicht, ob ich eigentlich was getrunken hab heute.


ich sehe jeden Logikfehler, aber oft nicht die Tasse auf dem Tisch
die seit Tagen in die Spülmaschine gehört
die Rechnungen und Anträge, wochenlang unbearbeitet
bis Mahnungen und Konsequenzen folgen
und die Panik und Scham
weil ich schon wieder versage
mit diesen Dingen, die ich doch können sollte
ich bin doch erwachsen, ich bin doch verantwortlich
ich sollte
müsste
muss
doch
und kann nicht, so oft nicht
Angst vor meiner bloßen Existenz gepaart mit Existenzangst
beende den Tag im Meltdown
weinend in die Matratze schreiend, schlagend
zu viele Reize
zu viele Gefühle
zu viel alles
zu wenig nichts.


Sie sehen gar nicht autistisch aus
mir können Sie jedenfalls gern in die Augen schauen
sagt der Orthopäde
und ich weiß wieder nicht, ob ich froh sein soll
kein Klischee zu sein
ich kann ihm jetzt nicht mehr in die Augen schauen
es ist, als finge ich sonst Feuer
und ich frage mich
wie viel offensichtlicher ich sein sollte
wie viel autistischer ich aussehen müsste
(wie sieht man autistisch aus?)
während ich die Kopfhörer um den Hals habe
nur der Höflichkeit halber abgenommen
obwohl ich auch mit ihnen noch alles höre
die Sonnenbrille im Haar
obwohl die Lampen zu grell sind
ob ich jedes Stimmingtoy vorzeigen müsste
jederzeit meine Diagnose in einem Umschlag dabei
natürlich dürfen Sie die sehen
wir kennen uns nicht
aber natürlich haben Sie alle ein Anrecht darauf
zu bewerten
ob ich eigentlich wirklich und tatsächlich behindert bin
und ob eigentlich behindert genug
wie behindert muss ich sein um behindert zu sein


Menschen mit Behinderungen
sind Menschen
die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben
die sie in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren
an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft
mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern können.
Definition nach dem Neunten Sozialgesetzbuch (§ 2 Abs. 1 SGB IX)


der Staat findet mich
in Rücksprache mit meinem Therapeuten, meiner Hausärztin und meinem Psychiater
behindert genug.


ich selbst verbleibe in Zweifeln
was, wenn sich alle geirrt haben
was, wenn ich mir das nur einbilde
dass mich Reize schnell überfordern
dass ich keinen Fokus halten kann ohne Hyperfokus
dass ich sehe, was andere nicht sehen
und übersehe, was sie wie selbstverständlich sehen
die autistischen Burnoutzustände – alles Zufall
das ständige Stimming sowieso
erst kurz vor der Deadline irgendwas zustande bringen, völlig normal
aber eben nicht cool.


völlig normal für mich, doch nicht für alle
nicht romantisch,
nur anstrengend, überlastend, potenziell tödlich
autistische Erwachsene mit Lernbehinderung sterben 30 Jahre früher als der Durchschnitt
jene ohne Lernbehinderung leben mit neunmal höherem Risiko an Suizid zu sterben
als die allgemeine Bevölkerung
Menschen mit ADHS haben häufiger Essstörungen, Suchterkrankungen
80% der Autist*innen haben auch ADHS
50% der ADHSler*innen sind autistisch
überdurchschnittlich viele Autist*innen sind noch dazu queer
insbesondere trans, viele auch nichtbinär
weil Normativitäten keinen Logiken folgen
folglich unlogisch für neuroqueere Gehirne
40% aller trans Menschen haben einen Suizidversuch hinter sich.

die Risiken
überschneiden sich
und finden sich
in allgemeiner Diskriminierung, Marginalisierung, Menschenfeindlichkeit
und ständigem Versuch selbst ein klein wenig besser dazustehen
doch nicht so behindert
lieber nicht so queer
wenig Stolz, wenn es so viel abverlangt
Queer Pride Month Juni
Disability Pride Month Juli
feiern soll ich mich
aber nicht vergessen
the first pride was a riot
wir haben nicht aufgehört zu kämpfen
als ob ich das vergessen könnte
wenn ich niemals nicht kämpfe
für meine Zugänglichkeiten, Barrierefreiheiten
keine Pride erreichbar für mich
zu viele Menschen, zu viele Reize
und was, wenn ich nicht queer, nicht nichtbinär, nicht trans genug bin.

aber natürlich kämpfe ich trotzdem, nur für den Fall
schließlich bin ich nicht frei, solange die andern es nicht sind
bin zugleich Unterdrücker*in, solange ich nicht ständig weiter Türen öffne
selbst wenn ich nicht mehr kann
kann mir Schuld zugeschoben werden
ich hätte doch wirklich noch mehr tun können
anderen geht es doch so viel schlechter als mir
und so behindert sehe ich doch schließlich gar nicht aus.


nicht behindert genug in so vieler Augen
zu behindert für die Norm, gesellschaftlich vorgefertigt
was nicht passt, wird schließlich passend gemacht
frag mich, wo ich stattfinden darf
wer mich stattfinden lässt
wenn ich meine Belange benenne
wo muss ich schweigen
um sein zu dürfen
keine Ausnahmen, keine Extrawurst, schon gar nicht veggie
füg dich ein, du kannst es doch, es ging doch über Jahre irgendwie
warum stellst du dich jetzt so an


weil ich müde bin.
weil ich wirklich nicht mehr kann.
dieses Mal wirklich nicht mehr.


man fängt mich ein und auf
versorgt meine Wunden
pflegt meine Seele
streichelt meinen Kopf
hüllt mich ein
Gewichtsdecke schwer auf meinem Körper
Körper neben mir flüstern beruhigend und schweigen
queer disabled community care
fühlen und gefühlt werden
einander halten
aneinander
um einander
für einander
mit einander
weil man versteht
wenn man kennt.


man entwickelt ein neues Verständnis von Zeit
fünfzehn Minuten an manchen Tagen eine Ewigkeit
an anderen ein Wimpernschlag, ein Augenblick
oft beides zugleich
manchmal Tage zu kurz, Sekunden zu lang
sich einfinden
sich zugestehen
endlich, endlich zugestehen.


behindert
behindert, behindert, behindert
ich schreibe es zeilen-, seitenweise
ich streiche es nicht mehr
aber hin und wieder koste ich von ihm
es ist mittlerweile weniger fremd
wenn ich damit über meine Lippen streiche
seinen Geruch in mich aufnehmend
der dem Nichts am ähnlichsten ist
es mir in den Mund lege
manchmal denke ich beinah
es zergeht ein wenig auf der Zunge
es schmeckt inzwischen weniger verloren
noch immer bitter manchmal
doch immer mit süßlicher Ahnung.

oft denke ich
behindert sei gewachsen
und halte es doch immer wieder im Arm wie ein Kind
tröstend, wir beide einander wiegend
vor – zurück – vor – zurück – vor – zurück
bis die Ruhe wieder einkehrt
in meinem Körper, in seinen Buchstaben.

manchmal gehen wir schwimmen
lassen uns treiben
Himmel über uns
und sowas wie Freiheit um uns herum
so berechenbar die Geräusche
so fein die Textur des Wassers
mir scheint jedes Mal
als würde behindert noch tagelang schweben.

hin und wieder fahren wir ans Meer
mal ein warmes, mal ein kaltes
starren Ewigkeiten in unserem Tempo auf die Wellen
wie sie an den Strand schwemmen
fast zärtlich
behindert möchte auch so liebkost werden
also kraule ich seine Lettern
und streiche ihre Anspannung aus.

zuhause schauen wir Naturdokumentationen
über Wale und Oktopoden
oder ich lese behindert Lyrik vor
oder ganze Romane
in einigen kommen wir vor
in den allermeisten nicht
also schreiben wir selbst
behindert schreibt sich.

dann und wann gehen wir tanzen
zerfließen in der Musik
eins miteinander
ich bin da, schreit behindert in den Bass
ich weiß, brülle ich zurück
und am nächsten Morgen bleiben wir lange liegen.

oft sind wir einfach irgendwo draußen
ausgestreckt auf einer Wiese
kitzelndes Gras unter Körper und Buchstabenrundungen
ins unendliche Blau blickend
während meine Hände flattern
und abheben
und wir schauen ihnen nach
bis sie am Horizont verschwunden sind.

Warum ich tue, was ich tue

Als ich jünger war, gab es mich nicht.

Drastisch. In Hinblick auf die damalige und zu großen Teilen die heutige Medienlandschaft ist es trotzdem eine traurige Wahrheit. Es gab keine nichtbinären Charaktere, nicht mal binärgeschlechliche trans Figuren, keine Mädchen oder andere nichtmännliche Charaktere auf dem autistischen oder dem ADHS-Spektrum, keine bi-, pan-, asexuellen/-romantischen Figuren. Alles orientierte sich an weißen, cismännlichen, hetero, nichtbehinderten Personen, alle anderen Figuren waren oft klischeebehaftet und häufig dem male gaze (engl.: aus männlicher Sichtweise) ausgesetzt. Von Vielfalt keine Spur, von Wiedererkennung, Repräsentation, Sichtbarkeit, Mehrdimensionalität, Intersektionalität.

Seit ich schreibe – und das tue ich, seit ich schreiben kann – schreibe ich Charaktere, die mir ähnlich sind. Ich schreibe, was mir fehlte. Gleichzeitig fehlt es im Außen immer noch.

Zeitsprung.

Ich bin 27 Jahre alt, habe mehrere Comingouts hinter mir, mehrere Diagnosen noch vor mir. Auf Twitter stolpere ich über das Konzept Sensitivity Reading und die Seite www.sensitivity-reading.de/. Ich zögere nicht lange, bis ich eine E-Mail schreibe und meine Arbeit für die Bereiche Nichtbinarität, Queerness und gendersensible Sprache anbiete. Kurz darauf stelle ich diese Homepage online, weil ich neben SR eben auch reguläres Lektorat anbieten möchte. Ich mache mich selbstständig, obwohl ich das nie wollte (lol @Vergangenheits-ich).

Zeitsprung.

Ich bin 29 Jahre alt. Ich habe mehrere Comingouts und mehrere Diagnosen hinter mir. Ich bin nichtbinär trans und [gender]queer, pan, quoiromantisch und demisexuell, autistisch, ADHSer und habe Depressionen. Zu all dem und zu verwandten Themen wie gendersensibler Sprache habe ich ein enormes Fachwissen angesammelt, dass ich anzuwenden weiß und stetig erweitere, um auf neuestem Kenntnisstand zu sein. Ich werde für Vorträge und Workshops gebucht, ich arbeite an Büchern mit in Lektorat, Sensitivity Reading, Übersetzung, ich schreibe weiter auch selbst. Ich stehe auf Bühnen und bin sichtbar in all dem, was ich bin.

Mit all meiner Arbeit versuche ich umzusetzen, was mir früher fehlte. Manchmal ist das anstrengend.

Aber es gibt mich jetzt.

Es gibt mich auf Bühnen, in Büchern, in Serien und Filmen, in der Musik, in der Kunst, in den Medien. Ich bin sichtbar. Menschen wie ich sind sichtbar. Lange nicht sichtbar genug, ebenso wie Menschen anderer Marginalisierungen. Aber sichtbarer. Immerhin. Und so anstrengend es manchmal ist, so schmerzhaft manche Anfeindungen sind, so hilfreich und heilend ist jedes „Danke, dass du sichtbar bist. Danke, dass du da bist. Danke, dass ich Menschen wie mich auf Bühnen sehen, in Büchern lesen, in Filmen sehen kann.“ von anderen Betroffenen, jedes „Danke, dass du mir hilfst, die Darstellung gut zu machen.“ von Autor*innen, jedes „Danke, dass du uns hilfst zu verstehen.“ von Vereinen, Firmen, Einzelpersonen.

Also mache ich weiter. Und ein Glück macht mir das alles auch einfach verdammt viel Spaß.